Wir sind inzwischen in Puerto Natales angekommen und starten damit morgen in die bergige Region Patagoniens. Die letzten Tage hatten wir kein Internet – und auch nicht den kleinsten Hauch von Empfang auf unseren Handys. Und dabei haben wir das Ende der Welt mit Feuerland gestern schon hinter uns gelassen…. Flamingos haben wir leider keine gesehen. Aber dafür wurde uns unterwegs quasi die Straße vor der Nase abgebaut. Da fahren wir gemütlich durch die Prärie und wundern und schon über die gut asphaltierte Straße und dann kam mitten im Nirgendwo eine Baustelle, in der ein Bagger uns wortwörtlich die Straße unterm Hintern weggerissen hat. Weiterfahren kannste hier dann trotzdem – mitten durch die Bauarbeiten durch den Schotter links der eigentlichen Straße.
Die letzte Nacht haben wir als einzige Menschen im Nationalpark Pali Aike verbracht. Und das meine ich ganz genau so! Es gibt nur einen Platz, an dem man im Park campen darf und an diesem waren wir komplett alleine. Der Wahnsinn! Als Patrick heute morgen kurz nach Sonnenaufgang einfach mal die Gardinen hinter unseren Kopfkissen zur Seite gezogen hat spielten direkt vor unserem Fenster zwei junge Polarfüchse, weil sie sich unbeobachtet fühlten. Einfach nur vollkommen unberührte Natur!
Als wir gestern in diesem Nationalpark ankamen, haben wir im Licht der langsam untergehenden Sonne eine kurze Wanderung an einen See gemacht – und es war genauso kitschig-schön, wie es sich anhört. Vollkommen unerwartet haben wir dabei eine ganze Flamingo-Familie getroffen – direkt neben der Guanaco-Familie, die uns genauestens beobachtet hat. Wahnsinn!
Das Spezielle am Pali Aike Park ist sein vulkanischer Ursprung. Und den haben wir uns natürlich heute genauer angeschaut. Also sind wir zum Morada del Diabolo Krater gewandert. Was für ein Wanderung (als würden man einmal quer durch Mordor latschen) und was für ein Ausblick am Ende in den 250 Meter breiten Krater!
Eines lernt man hier unten sehr schnell: Die Routenplanung muss wirklich immer ganz genau auf das überaus magere Tankstellennetz abgestimmt sein. Im Umkreis von rund 150 km um den Pali Aike Nationalpark gibt es tatsächlich nur eine einzige Tankstelle – und die haben wir heute ausgelassen, weil Streckenplanung und Tankanzeige im Auto sagten, dass wir die rund 240 km Tagesdistanz auch ohne tanken schaffen (inkl. 100 km Puffer). Die Tankstelle anzufahren hätte einen Umweg von rund 200 Kilometer für uns bedeutet. Etwas mulmig ist einem dennoch zumute. Denn 100 km in chilenischen Maßstäben können eben auch 100 km auf Schotterstraßen bedeuten, so dass man für diese Distanz auch gerne mal 4 Stunden brauchen kann. Schotterstraße hatten wir heute zu Genüge – 130 km um genau zu sein. Aber wir hatten uns beim Ranger im Nationalpark erkundigt, wie die Straßenverhältnisse sind und ob unsere Tankfüllung dafür passt. Jep, passt, sagte er und jep, hat auch tatsächlich gepasst! Und die Schotterstraße hat unser Hobel unter Patricks vorzüglicher Steuerung heute mit rund 60 km/h geschafft – von einigen kurzen Passagen mit gefühlten 5Meter tiefen Schlamm-Schlaglöchern mit maximaler Schallgeschwindigkeit von 5 km/h mal abgesehen.
Und nun sind wir in Puerto Natales, haben zur Abwechslung mal wieder Handyempfang und sogar Internet, da wir uns den Luxus eines echten Campingplatzes gegönnt haben. Wobei Luxus in diesem Zusammenhang einer groben Übertreibung gleich kommt. Der Campingplatz-Standard ist in Chile extreeem niedrig und um Klassen niedriger als überall sonst auf der Welt, wo wir bisher so unterwegs waren. Aber vollkommen egal – wir wollten nur mal wieder Strom und eine warme Dusche… Gerade letztere ist nach 3 Tagen Outdoor-Abenteuer auch mal wieder nötig… Und morgen geht es dann frisch geschrubbt weiter zum Torres del Peine Nationalpark und damit ab in die Anden! Wir sind sehr gespannt und werden berichten, sobald sich das nächste WLAN auftut.