Über den Wolken über den Grat runter in den See

Hallo zusammen,

und weiter geht’s mit meinem Bericht vom Kepler Track. Nach der ersten Nacht oben auf der Luxmore Hütte stand am nächsten Morgen die 14,6 Kilometer lange Etappe oben über die Berge wieder zurück runter ins Tal bis zur Iris Burn Hütte auf dem Programm.

Hier unser Frühstücksrezept zum Nachmachen: Man nehme 75 g Milchpulver (so frei aus der Hand abgewogen), gebe (mangels geeigneter Messgerätschaften ebenfalls frei abgemessen) 500 ml frisches Bergsee-Wasser hinzu, rühre alles kräftig um bis eine tatsächlich nach Milch schmeckende Flüssigkeit entstanden ist, würze das Ganze mit etwas Laktase (zumindest die Laktoseintoleranten unter Euch) und gebe zum Abschluss Müsli in der gewünschten Menge hinzu. Lecker und sehr nahrhaft für den erprobten Wanderer (und dazu auch noch gut transportabel im eh schon viel zu schweren Wandergepäck).

Nach diesem Frühstücksgenuss und nachdem wir unser ganzes Geraffel und Gedöns wieder in die Rucksäcke und die diversen Extensions gequetscht hatten, sind wir gegen 10 Uhr aufbegrochen zum nächsten Wegstück. Um Euch dieses ganze Geraffel heute auch mal bildlich präsentieren zu können, hat mir Kirstin ausnahmsweise mal die Erlaubnis erteilt, Euch hier ein Foto von ihr zu übermitteln (aber auch nur, weil sie nur von hinten zu sehen ist…).

Bei strahlendem Sonnenschein sind wir durch eine echt spektakuläre Berglandschaft gewandert. Das Highlight dieser Etappe war definitiv eine Wanderung über einen langen Grat. Was für ein Panorama rundherum kann ich Euch nur sagen! Wir konnten uns mal wieder gar nicht satt sehen. Die Bilder oben spiegeln das leider nur viel zu wenig wieder. Auf der linken Seite hatten wir in der Ferne irgendwann den Blick auf den Lake Manapouri und auf der rechten Seite lag immer noch der Lake Te Anau. Aufgepasst, unnützes Wissen Lektion 3: Der Lake Te Anau ist der größte Frischwasser-See der südlichen Hemisphäre, da er fast durchgehend 400 Meter tief ist. Da der See (wie der Ort Te Anau) in 200 Metern Höhe liegt, reicht sein Wasser damit von 200 Metern unter dem Meeresspiegel bis 200 Meter über den Meeresspiegel.

Auf diese Gratwanderung folgte dann der knackige Abstieg. Rund 1.000 Höhenmeter ging es wieder runter ins Tal. Und der Abstieg hat schon auf dem Grat selber begonnen. Da wurde es zumindest Kirstin tatsächlich etwas mulmig. Denn wenn die Beine bereits vom steilen Aufstieg flatterig sind und man sich auf einem nicht mal einen Meter breiten Grat bewegt, an dem es links und rechts hübsch steil runter geht, kann selbst das Heruntersteigen von Treppen (ohne Geländer natürlich) zu einer echten Herausforderung werden. Aber die Treppen waren immer noch einfacher zu laufen als dieses steile Stück Schotterweg einfach so herunterzulaufen.

Durch tollen Wald ging es dann bergab, und bergab und noch mehr bergab. Die letzten 2 Kilometer habe ich es in meinem gemütlichen Rucksack von draußen immer nur fluchen hören… Wann kommt denn endlich diese sch… Hütte??? Als die Hütte dann endlich in Sicht war, war die Erleichterung groß. Nach der üblichen Hütten-Check-In-Prozedur (also Betten aussuchen und mit Rucksäcken als belegt markieren usw.) hieß es nur noch raus aus den Socken und barfuß an den nahegelegenen Iris Burn Fluß. Und da wurde dann ausgiebig im eiskalten Wasser gebadet. Was für eine Wohltat! Also zumindest, wenn man von den gefühlt 2.000.000 Sandflies absieht, die einen einfach nur vertilgen wollten…

Am nächsten Morgen ging es auf zu einer recht flachen, knapp 17 Kilometer langen Etappe immer durch den Wald und entlang des Iris Burn Rivers bis zur Moturau Hütte, die direkt am Lake Manapouri liegt. Der Hütten-eigene Sandstrand hat einfach nur zum Baden eingeladen, was dann auch alle gemacht haben. Also raus aus den dreckigen Wanderklamotten und mit Outdoor-Shampoo rein in den See. Herrlich!!! Da aber auch hier wieder ganze Schwadronen von Sandflies und dazu auch noch gemeine Mücken unterwegs waren, fiel das Baden auch wieder viel zu kurz aus. Man hätte hier noch so toll ewig lang am Strand liegen können, aber diese sch… Blutsauger! Die kommende Nacht war dann auch die einzige Nacht, in der anscheinend keiner der Wanderer wirklich richtig geschlafen hat. Denn es war einfach zu warm, um sich komplett in den Mücken- und Sandfly-dichten Schlafsack zu verpacken, was aber nötig gewesen wäre, da die ganze Bude einfach nur so vor Insekten wimmelte. Die Stich Ausbeute des nächsten Morgens: Patrick = 18 Stiche, Kirstin = 17 Stiche, ich = keine Stiche (mein Fell ist zu dick).

Auch die letzte Etappe führte uns dann wieder rund 17 Kilometer weit durch relativ flaches Gelände immer durch den Wald und entlang des Flusses. Als wir dann schon eine Stunde früher als erwartet die „Control Gates“ und damit das Ende des offiziellen Kepler Tracks erblicken konnten, war die Freude riesieg. Wir haben es geschafft, wir sind den kompletten Kepler Track gelaufen! Tja, und wie herrlich die erste richtige Dusche danach war, habe ich Euch ja schon berichtet. Kirstin wäre diese Dusche auch übrigens beinahe noch verwehrt worden. Denn als sie mit allem Duschkram beladen im Duschraum aufgeschlagen ist, sagte die freundliche Putzfrau nur, dass dieser Raum gerade zwecks Reinigung geschlossen ist. Kirstins offensichtlich etwas entgleiste Gesichtszüge in Kombination mit der Aussage „Ich komme gerade in diesem Moment zurück vom Kepler Track und möchte JETZT duschen!“ hat dann allerdings geholfen und die Dame hat Kirstin sehr bereitwillig eine Dusche zugewiesen mit den Worten „Die putze ich dann gerne nachher!“.

So Ihr Lieben, das war der Kepler Track. Morgen berichte ich Euch dann mal etwas zu Stewart Island. Und mit etwas Glück gibt es übermorgen auch tolle Fotos. Denn wie Patrick gerade herausgefunden hat, gab es heute eine größere Sonneneruption. Was das mit uns zu tun hat? Na wir sind hier schon recht nah am Südpol und so etwas wie das Nordlicht gibt es auch am Südpol, hier heißt es eben „Aurora Australis“. Und genau diese Aurora kann man hier auf Stewart Island sehr gut sehen. Allerdings nur, wenn das Wetter mitspielt und sich die Wolken verziehen. Also drückt uns die Daumen.

Liebe Grüße

Eure Mählina

Ein Gedanke zu „Über den Wolken über den Grat runter in den See

  1. Ich lese aus Euren Zeilen, es geht Euch Dreien wirklich gut. Ich denke, die Reise wird für Euch als ein Traum in Erinnerung bleiben.

    Wie sieht es jetzt bei mir aus. Ich bin aus der medizinischen Reha- Klinik entlassen und wieder zuhause. Aber arbeitsunfähig, eine Wiedereingliederung in den Beruf würde nichts ändern, also für längere Zeit arbeitsunfähig. Aus diesem Grund haben sich meine geplanten Ziele verändert.

    Nun ja, zurückgekommen, dass heißt, ich habe alle Hände voll zu tun, meine weitere ärztliche Behandlung und Anwendungen wie Reha Sport, die neue Planung zu organisieren. Auch hier müssen die vielen Wochen nachgearbeitet werden und meine To-Do-Liste ist richtig lang und wird immer länger.

    Ich weiß machmal gar nicht womit ich anfangen soll. Aus diesem Grund konnte ich auch Eure Reisebeschreibung ein paar Tage nicht lesen.

    Gestern war ich auf einer Karnevalssitzung im Maritim mit den De Bläck Fööss, Brings und Räuber. Es war richtig schön!!! Da bin ich wirklich wieder zuhause angekommen. Diese Mal hatte ich keine Lust eine Sitzung in Porz zu besuchen….. Ja, wenn das Trömmelche jeht…… diese Woche ist Weiberfasterlovend……Am Wochenende gehen die Karnevalszüge…. !!! Ich bin zu einer guten Zeit wieder zuhause angekommen. Köllle Alaaf……Kaaamellle……..

    Glücklich grüße ich Euch
    Loni

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