Kepler Track – Bericht Teil 2

Hallo Ihr Lieben,

wir sind inzwischen auf Stewart Island angekommen – einer Insel ganz unten im Süden vor der Küste Neuseelands. Aber da ich Euch zunächst noch weiter ausführlich von unseren Kepler Track Erlebnissen berichten will, erst in den kommenden Tagen mehr zu Stewart Island und unserer witzigen Bustour hierher…

Kommen wir zurück zum Kepler Track und damit zunächst – Achtung, unnützes Wissen Lektion 2 – zu einer weiteren Lehreinheit: Der Track hat seinen Namen von Johannes Kepler. Kepler (1571 – 1630) war ein deutscher (!) Astronom und hat die noch bis heute gültige Gesetzmäßigkeit entdeckt, dass die Planeten nicht auf einer kreisrunden Umlaufbahn um die Sonne kreisen, sondern auf einer elyptischen Bahn.

Wo war ich gestern stehen geblieben? Ach ja, bei den Keas, den neuseeländischen Bergpapageien. Ranger Pat sagte (und da stimmen wir ihm absolut zu), dass keiner, der in Neuseeland auf diese Witzbolde getroffen ist, nach Hause zurückkehrt ohne seine persönliche Kea-Story. Diese putzigen Papageien scheinen tatsächlich einen Sinn für Humor zu haben. Zumindest könnte man das meinen, wenn man sie beobachtet. Sie suchen die Nähe zu Menschen und sind anscheinend immer darauf aus, die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu bekommen. An der Luxmore Hütte sind zur Zeit zwei Keas im „Einsatz“. Der eine kam morgens angeflogen, als in der Küche gerade wildes Frühstücks-Gewusel herrschte. Er setzte sich draußen auf das Balkongeländer und hat so lange mit dem Schnabel ans Fester geklopft, bis er endlich die Aufmerksamkeit aller Wanderer hatte. Und diese haben dann natürlich sofort alle ihr Frühstück Frühstück sein lassen und kamen alle nach draußen geflitzt, um das Tierchen auf diversen Fotos abzulichten. Als es dann aber nicht das vom Kea erhoffte Leckerchen gab (weil uns Ranger Pat gesagt hat, dass wir die Keas nicht füttern sollen), fing das Kerlchen an, Unsinn zu treiben: Die zum Trocknen ausgelegte Wäsche wurde vom Geländer geschmissen, Schnürsenkel wurden angeknabbert und extra für ihn als „Köder“ ausgelegte Kamerataschen versucht zu entwenden…

Wie Pat erzählte, mussten die Ranger wohl schon mal einen kompletten Campingplatz vorübergehend schließen lassen, weil die Keas herausgefunden hatten, wozu Zelt-Heringe verwendet werden und dass man diese ganz einfach aus dem Boden ziehen kann. Das haben sie dann auch bei einigen Zelten getan und gespannt beobachtet, wie die Menschen sich wild fluchend aus den eingefallenen Zelten befreit haben.

Ein Spruch, den wir in einer Hütten-Zeitung gelesen haben, fast es ganz schön zusammen: „Kea appear to treat humans as a source of cheap entertainment and free food!“

Was mir als Nachtrag zum gestrigen Artikel noch als erwähnenswert eingefallen ist sind die Geräusche, die ein neuseeländischer Wald bzw. die darin lebenden Vögel so von sich geben. Hier gibt es ganz andere Vögel und entsprechend anders klingen die Vogellaute hier auch. Wir sind beim Aufstieg durch den Wald also immer wieder stehen geblieben und haben einfach nur fasziniert gelauscht (gut, das mit den Stehenbleiben hatte auch Gründe, die zur allgemeinen Senkung des Pulsschlags dienten und das mit dem Lauschen ging auch erst, wenn man nicht mehr sein eigenes Herz schlagen hören konnte). Es ist einfach irre, wie ruhig es während der Wanderung fernab jeglicher Zvilisation ansonsten einfach nur war. Denn keine Siedlung oder keine Straße kommen auch nur in die Nähe das Tracks (mal vom Startpunkt in Te Anau abgesehen).

Eine zusätzliche Show-Einlage bot uns nach Ankunft an der Hütte auch noch eine Hubschrauberlandung direkt neben unserer Hütte. Eine neuseeländische Familie hatte sich zu einer Art Familienfeier auf der Hütte verabredet. Der noch des Wanderns mächtige Teil der Familie ist den Berg zur Hütte hochgeschlappt und die älteren Herrschaften wurden mit dem Heli aus Te Anau eingeflogen. Und alle anderen Wanderer hatten Spaß dabei, den Heli landen und wieder starten zu sehen (und waren zugegebener Maßen auch etwas neidisch darüber, dass die faule Familie sich alle Schlafsäcke inklusive einem lecker riechenden Abendessen hat aus dem Tal einfliegen lassen).

Nachdem sich unsere platten Füße und die schlappen Körper rund zwei Stunden in der herrlichen Sonne erholt hatten, sind wir nochmal in die Wanderstiefel gestiegen und haben uns zur „Luxmore Cave“ begeben. Von der Hütte aus war dies wirklich nur ein kleiner Spaziergang, da die Höhle rund 10 Minuten von der Hütte entfernt liegt. Mit Stirnlampe und warmer Jacke ausgestattet ist zumindest Patrick weiter nach unten in die Höhle gestiegen, wo es einige tolle Stalaktiten zu bewundern gab. Kirstin hatte intelligenterweise die Sonnenbrille angelassen und ein Abstieg ohne andere Brille in Seestärke hätte sich mit der stockfinsteren Höhle in Kombination mit dem sehr glitschigen und unebenen Boden nicht so gut vertragen. Also sind wir Mädels am Eingangsbereich der Höhle geblieben, der aber auch schon interessant genug war.

Zum Abendbrot gab es leckere Instant-Nudeln der Geschmacksrichtung „Ente scharf“ und zum Nachtisch sogar noch einen Müsliriegel mit Schokolade. Hört sich wenig spannend und lecker an, aber nach einer knapp 16 Kilometer langen Wanderung (wovon 8 Kilometer nur bergauf waren) schmeckt auch so ein Fertigfraß besser als das tollste Luxusessen. Zu unserem vollkommenen Glück hätten nur noch ein Spezi, ein Weizenbier und für mich eine warme Milch gefehlt, aber die Hütte ist leider unbewirtschaftet (mal ganz abgesehen davon, dass der neuseeländische Gastronom ansich auch eher seltener Weizen auf Lager hat).

Die Übernachtung selber auf der Hütte war auch ein witziges Erlebnis. Dort oben gibt es nur Strom aus der hauseigenen Solaranlage und dieser dient ausschließlich für die Beleuchtung im Aufenthaltsraum. Das Licht wird als Stromsparmaßnahme automatisch um 8 Uhr angeschaltet und um 10:30 Uhr ausgeschaltet. Aber das Ausgehen des Lichtes hat keiner der Wanderer mehr erlebt, weil alle schon seelig in den Betten geschlummert haben. Also zumindest diejenigen, die in weiser Voraussicht (wie Kirstin) Oropax eingepackt hatten. Denn das Schnarch-, Hust- und Schlafsackgeraschel-Konzert der Nacht wäre ansonsten eher wenig schlaffördernd gewesen. Soll heißen: Wir drei hatten eine sehr geruhsame Nacht, andere aus dem Wandervolk eher weniger. Und so eine Nacht in der oberen Etagen eines Hochbetts hatten wir alle schon seit Klassenfahrt-Zeiten auch nicht mehr – echt witzig und es hat einem dort oben am nächsten Morgen nicht jeder Vorbeimarschierende direkt in den Schlafsack schielen können. Kirstin hat dann ganz nebenbei auch noch feststellen dürfen, dass ein komplett zugezogener Mumiens-Schlafsack inklusiver ebenfalls komplett zugezurrter Kapuze ein verdammt Wirksamer Schutz gegen Mückenstiche ist. Zumindest war sie am nächsten Tag eine der Wenigen, die keinen einzigen Mückenstich hatte.

So meine Lieben, so viel für Tag 1 der Wanderung. Tag 2 – 4 folgen im nächsten Artikel.

Liebe Grüße

Eure Mählina

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